„Denn schließlich habe ich seit dem 18.November 1719 das Schankrecht“
…sagte die verwitwete Wirtin Maria Rosalie Neumann anlässlich einer Anhörung im Jahr 1788 über ihren Krug in Schopsdorf aus. Somit ist urkundlich erwähnt, dass es seit 300 Jahren ein Schankrecht im heutigen Land-Hof gab.
Was hatte sich damals zugetragen?
Zwei Schopsdorfer Bürger brachten sich Branntwein und Bier aus dem nahegelegenen Ziesar mit, da es ihnen im Schopsdorfer Dorfkrug wohl nicht schmeckte. Der damalige Wirt, der Krüger Neumann, entwendete es den beiden mit der Begründung, dass er Krugzins (Steuern) bezahlt und sie deshalb ausschließlich bei ihm ihre Getränke erwerben müssten. So schrieben die beiden Bürger Saeger und Böttcher an den König und forderten Recht:
Auszüge dem Achiv
„Allerdurchlauchtigster, Großmächtigster, Allergnädigster König und Herr!
Es hat der Krüger Neumann zu Schopsdorf unterm 5 ten dieses sich unterfangen, mir dem Schulzen Saeger und dem Einwohner Boeches 3 Maaß Bier und ½ Maaaß Branntwein wo wire aus Ziesar von dem Brauer Grams und Uchtenhagen geholt, wegzunehmen.
Auf Grund dieser Beschwerde geht von der Königl. Preußische Regierung in Magdeburg am 30. Januar 1788 ein Schreiben an den damaligen Landrat des Creyes Friedrich Wilhelm v. Arnim zu Reckendorf zur Untersuchung und gutachtlichen Berichtserstattung.
Landrat von Arnim begab sich von Räckendorf nach Schopsdorf um diese „Angelegenheit“ zu klären. Am 20. Februar 1788 fand die Verhandlung statt.
Da nun aber Krüger Neumann bereits vor 14 Tagen verstorben; So wurde dahero dessen hinterlassene Wittwe Maria Rosalia verwittw. Neumann vorgefordert, und dieselbe befragt, wodurch sie ihr zuthun vermöchte, daß ihr verstorbener Ehemann das Recht gehabt, den beyden Einwohnern Saeger und Boettcher, das Getränke abzunehmen; worauf dieselbe folgendes deponierte: Sie glaubte solches aus dem Grunde thun zu können, weil sie von dieser ihr Schank Gerechtigkeit, nach eine von ihr producierten Gast Beruf, vom 18. Nov. 1719, Betr: ein Krug Zins entrichten müsse, und im gedachten Gastbrief den damaligen Besitzern, die Krug und Schank „Gerechtikeit cum jure prohibendi, soweit es, das Vorwerk Schopsdorf und die in diesem Distrikt betrifft.“
Nach vielen Zeugenaussagen und umständlichen Befragungen wurde der Streit beigelegt. Die Bürger wurden aufgefordert, die Obrigkeit zukünftig mit derlei Nichtigkeiten nicht wieder zu belästigen. Die Krügerin musste die Spesen für die Anreise des Landrates von Arnim übernehmen.
Die schriftlich dokumentierte Aussage der Wirtin gilt als Beleg, dass es mit Unterbrechung seit dem 18. November 1719 ein Schankrecht in der heutigen Schopsdorfer Dorfstraße 8 gibt. Die Abschrift dieses Dokumentes hängt in der Gaststube aus.
· 18.11.1719 Vergabe des Schankrechtes
· 1788 Anhörung / Verhandlung gegen Witwe Neumann: deren verstorbener Ehemann hatte Schopsdorfer Bürgern das aus Ziesar geholte Bier und den Branntwein entwendet
- detaillierte Informationen zum Haus in der folgenden Zeit, gibt es nicht
· Vier Generationen der Familie Rogge betrieben den Dorfkrug mit angeschlossener Landwirtschaft
· Bis 1918 trug das Haus den Namen „Zum deutschen Kaiser“
· Paul Rogge Sen. betreibt die Wirtschaft unter dem Namen „Gasthof Rogge“ mit seiner, aus dem Nachbarort Paplitz stammenden Frau Friederike
· Paul Rogge Jun. wird am 18.11.1924 im Haus geboren, wenig später stirbt sein Vater
· Friederike bewirtschaftet den Hof allein bis zu ihrem Tode im Jahr 1940
· Paul Rogge jun., wird mit 16 Jahren Eigentümer, während des Zweiten Weltkrieges geht er an die Front
· In dieser Zeit kümmern sich seine Tante Lina, Dienstmagd Charlotte sowie die Knechte Johann und Hubert Lippert notdürftig um den Hof.
· Johann und Hubert sind durch die Kriegswirren des Ersten Weltkrieges in Schopsdorf „gestrandet“. Johann gratulierte gern allen Schopsdorfern zum Geburtstag oder sonstigen Anlässen. Auf diese Art konnte er sich überall über ein Stück Kuchen für seine Gratulation freuen.
· Um die Ländereien kümmerte sich in der Zeit des Zweiten Weltkrieges Herr Buchholz als eine Art landwirtschaftlicher Verwalter.
· Bei der Besetzung durch die russische Armee beräumt diese das Inventar des Hauses komplett. Die Fotografie des letzten deutschen Kaisers hat vermutlich der Vater von Nachbar Gustav Flügge „gerettet“ und sichergestellt. Sein Sohn Gustav, damals in Amerika in Kriegsgefangenschaft, brachte es zum ersten Tanz in den Mai 1995 wieder mit dem Satz: „Der Kaiser hat immer hier gehangen und deshalb muss das Bild an Ort und Stelle zurück“.
· Nach Kriegsende war die gesamte wirtschaftliche Lage in der damaligen sowjetischen Besatzungszone, verändert. Lebensmittel waren sehr knapp. Die Gastwirtschaft wurde nur noch kurze Zeit von der Wirtin Kalitta, Eigentümerin der damaligen Schopsdorfer Wirtschaft „Landforsthaus“ betrieben. 1946 kam das finale „Aus“ des Gastbetriebes.
· Umsiedler wurden im Wohnhaus einquartiert u.a. eine Familie Puhl (Rosa und Franz)
· Paul Rogge wurde in den Kriegswirren für tot erklärt, tauchte jedoch einige Monate später lebend auf.
· Er heiratete ca. 1947 seine erste Frau, Dienstmagd Charlotte kündigt daraufhin ihre Stellung und verlässt das Haus.
· Paul versuchte es mit der Landwirtschaft, die Gastwirtschaft wurde nicht wieder betrieben. Er hatte jedoch keinerlei Technik und Saatgut. Ein Soll musste abgeliefert werden, was schwer möglich war. In dieser Zeit brannte auch die Scheune auf dem Hof ab.
· Paul Rogge und seine Familie verließen im März 1953 Jahre aus wirtschaftlichen Gründen die ehemalige DDR.
· Das Grundstück samt Ländereien ging in „Volkseigentum“ über.
· Verschiedene Nutzungsvarianten ergaben sich. Der Saal wurde als Kirchenraum genutzt, beispielsweise fand hier 1957 die Trauung von Gisela und Paul Böttcher statt
· Auch als Konsum, zum Kauf von Lebensmitteln und sonstigen Waren, fungierte das Haus einige Zeit
· Anfang der 1960iger Jahre zieht die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft auf dem Grundstück ein
· Das Haupthaus wurde viele Jahre nur für Wohnungszwecke genutzt. Nachdem sich die LPG sich etabliert hatte, brauchte sie für ihre Verwaltung ordentliche Büroräume und das Roggesche Haus wurde dementsprechend umfunktioniert. Aus der ehemaligen Scheune wurde eine Werkstatt, Nebengebäude z.T. als Garagen und Traktorenunterstände eingerichtet.
· 1989 kam die Wende, gefolgt von der Einheit Deutschlands, was zahlreiche Veränderungen mit sich brachte.
· · Aus der LPG hat sich die Agrargenossenschaft gegründet und zog mit
verringerten Bürokräften in ein neu eingerichtetes Büro in die Stallanlagen
der Bahnhofstraße, es wurde auch die Werkstatt umgesiedelt. Einige Zeit
standen die Gebäude leer und trostlos dar.
· Paul Rogge konnte seinen Anspruch auf Grund und Boden geltend
machen. Seine eigenen Kinder zeigten kein Interesse an dem maroden
Lehmbau, so verkaufte er das Grundstück am 18.11.1994 an die Familie
Richert aus Schopsdorf. Richert bauen, renovieren und werkeln.
Mit viel Eigenanteil wird der Charme der Gebäude wieder sichtbar
gemacht, besonders Rudi Richert bringt sein handwerkliches Können und
Talent ein.
· 18.11.1996 Monika Richert eröffnet die Gastwirtschaft - hauptsächlich
werden Familien- und Firmen feiern ausgerichtet. Einige Abende in der
Woche finden Kneipenabende statt.
· 18.11.1998 Juliane Richert eröffnet eine Hofladen für regionale und
ökologische Produkte. Hoffeste, Konzerte, Dekorationsausstellungen
finden statt, Märkte und Ausstellungen werden besucht, gemeinsam mit
Kunstschmiedemeister Martin Richert. Der Zeitgeist zeigte sich für das
Angebot noch nicht reif. Juliane spezialisierte sich zunehmend auf die
Event- Floristik. Mit Ihren Erfahrugen und Fähigkeiten bereichert Sie
maßgeblich den optischen Eindruck des Hauses und der Feierlichkeiten.
· 18.11.1999 mit Hilfe alter Baumaterialien rekonstruiert Rudi Richert das
Backhaus am Mühlenteich. Hier wird seither frischen Sauerteigbrot
gebacken. Im 14-tägigen Rhythmus kann man am Samstag ein leckeres Brot
kaufen.
· Aus ehemaligen Traktorenunterständen werden 8 Gästezimmer Erstmalige
Belegung aller neu entstandenen Gästezimmer, am 18.11.2000 sind sie
erstmalig komplett belegt.
1 · 18.11.2003 Eröffnung des Cafés. Nach acht Jahren wird das Angebot wieder
eingestellt. Den feinen holländischen Kaffee, Zigarren und Tee gibt es nach
wie vor zu kaufen. Auch serviert Franziska Richert ausschliesslich De
Eenhoorn und De Olifant sowie andere holländische Leckeren zu
Veranstaltungen und Festen.